Anselm v. Canterbury

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Hugo Pictor: Anselm im Pallium des Erzbischofs von Canterbury. Initiale aus dem „Monologion”, Schrifttum aus Jumièges, spätes 11. Jahrhundert, in der Bibliothèque Municipale in Rouen

Fest

21. April

Lebensbeschreibung

Der hl. Anselm, Erzbischof von Canterbury in England, wurde um das Jahr 1033 zu Aosta (Augusta Prætoria) in Piemont von vornehmen Eltern, die Gondulph und Ermengardis (nach dem röm. Brevier: Ermemberga) hießen, geboren, und floh nach dem Tode seiner Mutter, um der harten Behandlung seines Vaters zu entgehen, über die Alpen nach Burgund und von da in die Normandie, wo er mit Erlaubnis des gelehrten Lanfrancus im Kloster Bec (Beccum) Mönch wurde und unter dem Abt Herluin im J. 1060 die Gelübde ablegte. Als Lanfrank im J. 1063 den Ruf als Abt des Klosters St. Stephan zu Caën erhielt, wurde Anselm zum Prior von Bec erwählt, unterrichtete die Jugend mit großem Eifer und gab sehr gelehrte Werke heraus, so dass sein Name weithin erscholl. Gregor VII. wendete sich in Briefen selbst an ihn und erbat sich in jener so bedrängnisvollen Zeit sein Gebet für sich und die Kirche. Als er nach Herluins Tod im Jahre 1078 zum Abte des Klosters erwählt worden war, reiste er wegen der daselbst seinem Kloster gehörigen Güter nach England, wo er mit aller Verehrung und Hochachtung aufgenommen wurde.

Weil der König Wilhelm der Rothe von England viele Ungerechtigkeiten an den geistlichen Gütern sich erlaubte, ward der hl. Anselm von einigen Großen dahin berufen, um dem König deshalb Vorstellungen zu machen, besonders aber ihn zu vermögen, den erzbischöflichen Stuhl von Canterbury, der nach Lanfranks Tod fünf Jahre verwaist gelassen wurde, wieder zu besetzen. Eine Krankheit brachte den König auf bessere Gedanken, und er machte in der Vergütung seines Unrechtes gegen die Kirche dadurch den Anfang, dass er den hl. Anselm zum Erzbischof besagter Kirche erhob. Nur nach langem Zureden, und nachdem der König das heiligste Versprechen gegeben hatte, alle der Kirche entrissenen Güter wieder zu erstatten, nahm er diese Würde an und wurde am 4. Dez. 1093 zum Bischof geweiht. Wilhelm war nicht sobald von seiner Krankheit wieder hergestellt, als er die guten Vorsätze vergaß, die er gemacht hatte. Eine Bedrückung der Kirche folgte auf die andere, und nicht nur so lange dieser Fürst lebte, sondern auch unter seinem Nachfolger Heinrich I.

Standhaft widersetzte sich der hl. Erzbischof allen Ungerechtigkeiten, und als er sah, dass Alles, was er tat, fruchtlos blieb, eilte er heimlich zum Papst Urban II. nach Rom, um von ihm Gerechtigkeit zu verlangen. Nachdem er dem Konzil von Bari (Barium), welches der Papst in Sachen der Griechen abhielt, beigewohnt hatte und mit glänzendem Erfolge für die katholische Lehre vom hl. Geiste daselbst aufgetreten war, eilte er, nach dem am 2. Aug. 1100 erfolgten Tode des Königs Wilhelm von England, auf die Einladung des Königs Heinrich I. wieder in seine Heimat und landete am 23. Sept. 1100 zu Dover. Allein der Friede war von kurzer Dauer, da Heinrich I. von ihm verlangte, er sollte aufs Neue die Einsetzung in sein bischöfliches Amt von ihm begehren und ihm deshalb huldigen.

Doch der Heilige widersetzte sich diesem Ansinnen mit aller Entschiedenheit und berief sich auf die letztgehaltene Kirchenversammlung zu Rom, welche den Bannstrahl gegen die Laien geschleudert hätte, die sich das Recht anmaßten, geistliche Pfründen zu vergeben, wie auch gegen jene, welche dieselben aus ihren Händen annehmen würden. Dieser Streit wurde erst im J. 1106 beendigt durch den Vertrag von Bec, der auch vom Papst genehmigt ward.

Hierauf erst kehrte der hl. Erzbischof wieder zu seiner Herde zurück, die er wegen seiner Reise nach Rom hatte verlassen müssen, und von welcher er nun so lange ferne gewesen, weil der König ihm den Eintritt ins Reich verboten hatte. Die letzten Jahre seines Lebens brachte er in beständiger Entkräftung zu, bis er am 21. April 1109 in seinem 76. Lebensjahre starb und in der Kathedralkirche zu Canterbury beigesetzt wurde.

An seinem Grabe geschahen viele Wunder, was Ursache war, dass er frühzeitig öffentlich verehrt wurde, wie auch sein Name am 21. April im röm. Mart. und röm. Breviere vorkommt. Im letzteren wird besonders hervorgehoben die Vortrefflichkeit seiner Schriften, deren er außerordentlich viele hinterlassen hat, und die von echt christlichem Geiste durchdrungen sind. Dieses Umstandes wegen wurde er durch ein Dekret Clemens' XI. im J. 1720 unter die Kirchenlehrer aufgenommen. Sein Leben ist von Eadmer (Edmer, Ediner, Edmund), einem Freunde und Vertrauten des Heiligen, der ihn auch in die Verbannung begleitet hatte, beschrieben und findet sich mit Anmerkungen versehen bei den Bollandisten. Bei Butler ist ein Verzeichnis der Werke des hl. Anselm, auf das wir der Kürze halber hinweisen.

Auf kirchlichen Gemälden wird er dargestellt mit den Zeichen eines Bischofes und Kirchenlehrers, die Erscheinung Christi und der hl. Jungfrau vor sich. Letzteres geschieht wohl darum, weil er mit ausnehmender Klarheit von der seligsten Jungfrau Maria geschrieben hat, oder wohl auch, weil er wegen seiner innigen Verehrung der Mutter Gottes einer Erscheinung von dieser gewürdigt wurde. Von seinen hl. Überresten befinden sich einzelne Reliquien zu Köln, Prag, Bologna und Rom.


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)