Kevelaer: Unterschied zwischen den Versionen

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Hochbeglückt eilte die Frau mit dem genannten Bild nach Geldern zu ihrem Mann, der sich nicht wenig erfreute und nun bald sein Ziel erreichen zu können glaubte. Er ließ ein hölzernes Täflein machen und das Bild darauf heften, damit es desto besser in dem Heiligenhäuschen ausgestellt werden könne. Dieses Alles wurde bald in Geldern bekannt und kam zu den Ohren der geistlichen Schwestern des Karmeliter Ordens, welche dieses Bild zu sehen wünschten. Sie erhielten dasselbe auch durch denjenigen, der das Täflein verfertigt hatte, und behielten es mit aller Ehrfurcht über Nacht.   
Hochbeglückt eilte die Frau mit dem genannten Bild nach Geldern zu ihrem Mann, der sich nicht wenig erfreute und nun bald sein Ziel erreichen zu können glaubte. Er ließ ein hölzernes Täflein machen und das Bild darauf heften, damit es desto besser in dem Heiligenhäuschen ausgestellt werden könne. Dieses Alles wurde bald in Geldern bekannt und kam zu den Ohren der geistlichen Schwestern des Karmeliter Ordens, welche dieses Bild zu sehen wünschten. Sie erhielten dasselbe auch durch denjenigen, der das Täflein verfertigt hatte, und behielten es mit aller Ehrfurcht über Nacht.   


Des anderen Tages waren die geistlichen Schwestern nicht sehr geneigt, das Bild zurückzugeben; allein Buschmann machte sein Eigentumsrecht geltend und trug es selbst nach seinem Haus zurück. Unterwegs schon entstand ein großer Zulauf von Leuten, die gegen seinen Willen dasselbe mit großem Opfer an Geld und Wachs beschenkten.
Buschmann, der dieses nicht suchte, sah sich daher genötigt, das Bild zu verbergen und brachte es den Kapuzinern, bei denen es bis auf den dritten Tag in der Kirche blieb. Der Zulauf von Menschen dauerte auch hiert fort, und die Patres forderten, dass es zu dem Or seiner Bestimmung gebracht werde. Als nun mittlerweile das Heiligen Häuschen nach der Form, welche die Frau Buschmann des Nachts bei der Erscheinung gesehen hatte, fertig geworden war, holte der Pfarrer von Kevelaer, Johannes SChäck, am letzten tag des Monats Mai, Samstags Abends, das Bild in der Stille ab und stellte es am 1. Juni 1642 in des Heiligen Häuschen. An demselben Tag schon strömte eine Menge Menschen aus Geldern und der Umgebung nach Kevalaer herbei und es geschahen einige Wunder, von denen später die Rede sein wird. Ob dieser Wunder nahm auch der Zulauf der Menschen, welche hier die Gottesmutter verehren wollten, immer mehr zu, so dass es bald an Mitteln fehlte, die geistlichen und leiblichen Bedürfnisse der Pilger zu befriedigen. Die Pfarrkirche war, wie sie es zur Zeit noch ist, zu klein und ein Pfarrer ohne Hilfsgeistliche konnte für den Beichtstuhl und für den übrigen Gottesdienst nicht ausreichen und ebensowenig konnten die vorhandenen wenigen Bauernhäuser die vielen Tausende von Menschen aufnehmen. Indessen für Alles war schnell gesorgt. Die bischöfliche Behörde zu Roermond, die sich dieser Andacht der Wallfahrer vom Anfang sehr annahm, sandte vorerst für den Sommer zwei Priester, welche mit dem Pfarrer und den Geistlichen der Nachbarschaft die nötigen Aushilfe leisteten; bald fing man auch an, auf dem Feld, zur Aufnahme der Pilger, Häuser zu bauen, und noch kein Jahr war verlaufen, als man beschloß, bei dem Heiligen Häuschen eine größere Kirche ''(jetzt die große Kapelle genannt)'', zu bauen. Schon am 22. Oktober 1643 ward der Grundstein gelegt und die Kirche innerhalb zwei Jahren vollendet. Der hochwürdigste Weihbischof von Münster, Johann von Sternenberg, weihte sie feierlich ein.
Weil aber die SOrge für die immer zahlreicher herbeiströmenden Pilger immer größer wurde, hielt es der Kapitular-Vikar des Bistums, Antonius Bossman, für gut, die Sorge für die Wallfahrt zu Kevelaer der Kongregation des hl. Philipp Neri, Oratorianer genannt, zu übertragen. Aus dem reichlich fließenden Opfer baute man für sie eine Wohnung und am 15. Juni 1647 wurde sie von ihnen bezogen. Bisher stand das Heiligenhäuschen noch so, wie es von Buschmann erbaut war, und in demselben das wundertätige Muttergottesbild, um welches die Gläubigen zu Tausenden sich versammelten.
Im Jahre 1654 aber bauten die Oratorianer um dasselbe die jetztige, sechseckige, kleine Kappele, jedoch so, dass das alte Heiligenhäuschen stehen blieb, und das Bild den Platz erhielt, den es früher einnahm. Dasselbe war noch immer auf dem anfangs verfertigten Täflein gehefet.
Im Jahre 1664 ließen es der Pfarrer von Eindhofen, Herr Bormeer, und der Goldschmid von der Laer aus Herzogenbusch mit einem silbernen, vergoldeten Rahmen einfassen und siebzehn Jahre später schenkte dazu der Reichsgraf Wolfgang von Ottingen eine große silberne, mit vergoldeten Figuren verzeirte Platte, die das vorgenannte Täfelchen ganz bedeckt. Noch jetzt befindet sich das wundertätige Bild in der Mitte dieser Platte und jenes Rahmens.
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''(Quelle: Digitalisiert von Google (Google Bücher) / nach Marianum: Legende von den lieben heiligen und gottseligen Dienern unserer lieben Frau und den berühmten Gnadenorten der hohen Himmelskönigin / Georg Ott, Pustet, 1859, von FJM überarbeitete Fassung)'' [[Kategorie:Wallfahrt]]
''(Quelle: Digitalisiert von Google (Google Bücher) / nach Marianum: Legende von den lieben heiligen und gottseligen Dienern unserer lieben Frau und den berühmten Gnadenorten der hohen Himmelskönigin / Georg Ott, Pustet, 1859, von FJM überarbeitete Fassung)'' [[Kategorie:Wallfahrt]]

Version vom 17. Mai 2015, 19:53 Uhr

VORSICHT HIER ARBEITET
- Hannelore - 


Unsere Liebe Frau von Kevelaer

Kevelaer, ein als Wallfahrtsort weit und breit bekanntes ansehnliches Dorf, liegt im Bistum Münster, in der Rheinprovinz Düsseldorf. Im Spätmittelalter gehörte es zum Niederamt Geldern der Grafschaft Geldern und zum Bistum Roermond und war damals ein höchst unbedeutender Ort. Gerade aber diesen unbedeutenden Ort wählte Gott zur Verherrlichung seiner glorwürdigen Mutter und zur Verleihung von tausenden von Gnaden durch die Hände derselben; denn gerade das Kleine wählt Gott oft aus, um Großes zu vollbringen.

Im Jahre 1641 lebte in Geldern ein unbemittelter Bürger, Namesn Heinrich, Buschmann, der sich und seine Frau durch einen kleinen Handel nährte und abei fromm und tugendhaft lebte. Dieser kam vor Weihnachten Geschäfte halber von Weeze über die Kevelar'sche Haide, wo damals ein sogenanntes Hagel- oder Schauerkreuz stand. Bei diesem Kreuze mag er wohl recht innig gebetet haben! Hier hörte er, ohn Jemanden in der Nähe zu sehehn, eine Stimme, die ihm zurief:

"Hier sollst Du mir ein Heiligenhäuschen bauen."

Als er nach Verlauf von mehreren Tagen bei derselben Gelegenheit und unter denselben Umständen abermals und zum drittenmal diese Stimme und die nämlichen Worte hörte, beschloss er fest, täglich von seinem geringen Verdienste etwas zurückzulegen, um endlich in den Stand gesetzt zu werden, ein solches Häuschen zu bauen. Damit verging der Winter. Im Frühling, als Buschmann bereits eine kleine Summe erspart hatte, bekam seine Frau eine n ächtliche Erscheinung: Sie sah auf einmal ihr Zimmer, wo sonst um diese Zeit nie Licht war, hell erleuchtet und in demselben ein Heiligenhäuschen mit einem Muttergottesbilde, ähnlich demjenigen, welches sie einige Zeit vorher in den Händen eines hessischen Soldaten gesehen hatte. Es hatten nämlich zwei von Luxemburg kommende Soldaten zwei papierne Bilder, Abbildungen von dem Muttergottesbilde, welches zu Luxemburg unter großem Zulaufe frommer Pilger hochverehrt wird, für den zu Kempen gefangenen Lieutenant der Kompagnie Machewitz mitgebracht.

Wegen Mangels an Geld hatten sie eines der Bilder der Frau Buschmann gegen ein und einen halben Silbergroschen angeboten, was ihr damals bei ihrer Sparsamkeit zu viel war. Jetzt aber als Buschmann durch mehrere Umstände von der Erscheinung, die seine Frau gehabt, sich überzeugt hatte und darin eine gänzliche Übereinstimmung fand mit derjenigen, die ihm selbst zu Teil geworden, fing er an das Heiligenhäuschen zu bauen und schickte seine Frau fort, die Soldaten aufzusuchen und eines der genannten Bilder zu kaufen. Die Soldaten hatten aber dieselben den nunmehr in Freiheit gesetzten Lieutenant eingehändigt, welcher sich anfangs gar nicht geneigt zeigte, eines der Bilder anzugeben, endlich jedoch, als Frau Buschmann gar nicht nachließ, darum zu bitten, und ihm die Ursache ihres Begehrens auseinander gesetzt hatte, ihr die Wahl zwischen beiden Bildern überließ.

Hochbeglückt eilte die Frau mit dem genannten Bild nach Geldern zu ihrem Mann, der sich nicht wenig erfreute und nun bald sein Ziel erreichen zu können glaubte. Er ließ ein hölzernes Täflein machen und das Bild darauf heften, damit es desto besser in dem Heiligenhäuschen ausgestellt werden könne. Dieses Alles wurde bald in Geldern bekannt und kam zu den Ohren der geistlichen Schwestern des Karmeliter Ordens, welche dieses Bild zu sehen wünschten. Sie erhielten dasselbe auch durch denjenigen, der das Täflein verfertigt hatte, und behielten es mit aller Ehrfurcht über Nacht.

Des anderen Tages waren die geistlichen Schwestern nicht sehr geneigt, das Bild zurückzugeben; allein Buschmann machte sein Eigentumsrecht geltend und trug es selbst nach seinem Haus zurück. Unterwegs schon entstand ein großer Zulauf von Leuten, die gegen seinen Willen dasselbe mit großem Opfer an Geld und Wachs beschenkten.

Buschmann, der dieses nicht suchte, sah sich daher genötigt, das Bild zu verbergen und brachte es den Kapuzinern, bei denen es bis auf den dritten Tag in der Kirche blieb. Der Zulauf von Menschen dauerte auch hiert fort, und die Patres forderten, dass es zu dem Or seiner Bestimmung gebracht werde. Als nun mittlerweile das Heiligen Häuschen nach der Form, welche die Frau Buschmann des Nachts bei der Erscheinung gesehen hatte, fertig geworden war, holte der Pfarrer von Kevelaer, Johannes SChäck, am letzten tag des Monats Mai, Samstags Abends, das Bild in der Stille ab und stellte es am 1. Juni 1642 in des Heiligen Häuschen. An demselben Tag schon strömte eine Menge Menschen aus Geldern und der Umgebung nach Kevalaer herbei und es geschahen einige Wunder, von denen später die Rede sein wird. Ob dieser Wunder nahm auch der Zulauf der Menschen, welche hier die Gottesmutter verehren wollten, immer mehr zu, so dass es bald an Mitteln fehlte, die geistlichen und leiblichen Bedürfnisse der Pilger zu befriedigen. Die Pfarrkirche war, wie sie es zur Zeit noch ist, zu klein und ein Pfarrer ohne Hilfsgeistliche konnte für den Beichtstuhl und für den übrigen Gottesdienst nicht ausreichen und ebensowenig konnten die vorhandenen wenigen Bauernhäuser die vielen Tausende von Menschen aufnehmen. Indessen für Alles war schnell gesorgt. Die bischöfliche Behörde zu Roermond, die sich dieser Andacht der Wallfahrer vom Anfang sehr annahm, sandte vorerst für den Sommer zwei Priester, welche mit dem Pfarrer und den Geistlichen der Nachbarschaft die nötigen Aushilfe leisteten; bald fing man auch an, auf dem Feld, zur Aufnahme der Pilger, Häuser zu bauen, und noch kein Jahr war verlaufen, als man beschloß, bei dem Heiligen Häuschen eine größere Kirche (jetzt die große Kapelle genannt), zu bauen. Schon am 22. Oktober 1643 ward der Grundstein gelegt und die Kirche innerhalb zwei Jahren vollendet. Der hochwürdigste Weihbischof von Münster, Johann von Sternenberg, weihte sie feierlich ein.

Weil aber die SOrge für die immer zahlreicher herbeiströmenden Pilger immer größer wurde, hielt es der Kapitular-Vikar des Bistums, Antonius Bossman, für gut, die Sorge für die Wallfahrt zu Kevelaer der Kongregation des hl. Philipp Neri, Oratorianer genannt, zu übertragen. Aus dem reichlich fließenden Opfer baute man für sie eine Wohnung und am 15. Juni 1647 wurde sie von ihnen bezogen. Bisher stand das Heiligenhäuschen noch so, wie es von Buschmann erbaut war, und in demselben das wundertätige Muttergottesbild, um welches die Gläubigen zu Tausenden sich versammelten.

Im Jahre 1654 aber bauten die Oratorianer um dasselbe die jetztige, sechseckige, kleine Kappele, jedoch so, dass das alte Heiligenhäuschen stehen blieb, und das Bild den Platz erhielt, den es früher einnahm. Dasselbe war noch immer auf dem anfangs verfertigten Täflein gehefet.

Im Jahre 1664 ließen es der Pfarrer von Eindhofen, Herr Bormeer, und der Goldschmid von der Laer aus Herzogenbusch mit einem silbernen, vergoldeten Rahmen einfassen und siebzehn Jahre später schenkte dazu der Reichsgraf Wolfgang von Ottingen eine große silberne, mit vergoldeten Figuren verzeirte Platte, die das vorgenannte Täfelchen ganz bedeckt. Noch jetzt befindet sich das wundertätige Bild in der Mitte dieser Platte und jenes Rahmens.



(Quelle: Digitalisiert von Google (Google Bücher) / nach Marianum: Legende von den lieben heiligen und gottseligen Dienern unserer lieben Frau und den berühmten Gnadenorten der hohen Himmelskönigin / Georg Ott, Pustet, 1859, von FJM überarbeitete Fassung)