Einsiedeln: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieser weltberühmte Gnadenort verdankt sein Entstehen dem heiligen Klausner Meinrad.
Dieser weltberühmte Gnadenort verdankt sein Entstehen dem heiligen Klausner Meinrad.
Dieser, der gebenedeiten [[Gottesmutter Maria|Gottesmutter]] so liebwerte Heilige, war aus hohem Stande, und von seinen frommen Eltern schon von Kindheit an Gott geweiht. Von seinem Oheim Hatto, der zur selben Zeit ein Muster der Geistlichkeit war, wurde er im Kloster Reichen erzogen. Er wurde Priester und Mönch, und von seinem Abte in ein kleines Klösterchen am Zürchersee geschickt, um dort Schule zu halten. Der fromme Meinrad hatte wohl große Liebe zu den Kindern und hielt fleißig Schule, aber schon lange fühlte er in sich eine geheime Sehnsucht, in stiller Einsamkeit Gott dem Herrn zu dienen und seine Seele zu retten. Voll von diesem Gedanken nahm er eines Tages seine Schüler mit sich und fuhr in einem kleinen Kahn mit ihnen in die einsamen Gegenden, welche am Ufer des Sees lagen. „Hier wollen wir Fische fangen," sprach Meinrad zu ihnen, und sie kamen zu einem Flüßchen, das durch stille, dunkle Wälder floß und in dem der Heilige die Knaben Fische fangen ließ. Er selbst aber ging weiter, um sich insgeheim ein Plätzchen zu suchen, wo er später wohnen wollte, denn die Gegend gefiel ihm sehr wohl. Als er zurückkehrte, hatten die Knaben eine große Menge von Fischen da liegen, und er sprach: „Liebe Kinder, dankt dem Herrn, der uns mit seinen Gaben so barmherzig bedacht hat. Wenn es euch recht ist, wollen wir mit denselben heimkehren." Da nahmen sie die Fische, gingen weiter und kamen zu einer kleinen, nicht weit vom Ufer entlegenen Stadt, die Rapperswyl heißt. Dort gingen sie in das Haus einer frommen Frau und erquickten sich an Speise und Trank.
 
Der Heilige merkte, daß diese Frau recht fromm und gottesfürchtig sei, faßte Zutrauen zu ihr und entdeckte ihr, daß er gesonnen sei, in dieser Einöde seine Wohnung aufzuschlagen; er wolle darin eine Zelle sich bauen, um dem Gebete ungestört obliegen zu können. Nur wisse er nicht, wer ihm die nothdürftige Nahrung um der Liebe Gottes willen dahinbrächte. Die fromme Frau hatte Mitleid mit dem Heiligen, und versprach, ihn mit dem Nöthigen zu versehen. Deß freute sich Meinrad gar sehr,und nachdem er der Frau geboten, Niemandem sein Geheimniß zu verrathen, nahm er Abschied von ihr, kehrte aber bald mit Erlaubniß seines Abtes zurück, und baute sich in dem tiefen, duuteln Wald eine Zelle und ein kleines Kirchlein. — Jetzt steht an diesem Orte, Etzel genannt, die Meinrads-Kapelle, wo in schönen Bildern das Leben des heiligen Klausners abgebildet ist. Alles, was er zum Unterhalte bedurfte, erhielt er von der Frau und andern frommen Leuten.
Dieser, der gebenedeiten [[Gottesmutter Maria|Gottesmutter]] so liebwerte Heilige, war aus hohem Stande, und von seinen frommen Eltern schon von Kindheit an [[Gott]] geweiht. Von seinem Oheim Hatto, der zur selben Zeit ein Muster der Geistlichkeit war, wurde er im Kloster Reichen erzogen. Er wurde [[Priester]] und Mönch, und von seinem Abte in ein kleines Klösterchen am Zürchersee geschickt, um dort Schule zu halten.
Der heilige Meinrad zählte erst drei und zwanzig Jahre, und schon hatte er es durch beständigen Kampf mit der verdorbenen Menschennatur so weit gebracht, daß das Licht seines heiligen Wandels nicht verborgen bleiben konnte. Das fromme Volt strömte in Menge herbei, ihn zu sehen und zu hören. Das war aber nicht nach seinem Sinn, und er sprach zu der frommen Frau: „Gott wolle dir alles Gute lohnen, was du mir gethau: aber hier kann ich nicht länger mehr bleiben. Ich will mir im Walde eine andere Wohnung suchen, wo ich den Leuten unbekannt bleibe, dahin sende mir dein Almosen." So setzte er denn seinen Fuß weiter, und kam nach vier Stunden in ein von Bergen rings eingeschlossenes Thal. Da baute er sich mit Hilfe frommer Männer und besonders der Aebtissin Heilwiga von Frauenmünster eine Zelle und daneben ein kleines Kapellchen, welches er Unserer L. Frau weihte, und in welches er ein Liebfrauenbild aufstellte, welches ihm eine andere fromme Aebtissin am Zürchersee geschenkt hatte.
 
In dieser Einöde des Finsterwaldes lebte nun St. Meinrad gar fromm und gottselig. Er hatte wohl die stärksten Versuchungen zu bestehen, aber mit Hilfe seines
Der fromme Meinrad hatte wohl große [[Liebe]] zu den Kindern und hielt fleißig Schule, aber schon lange fühlte er in sich eine geheime Sehnsucht, in stiller Einsamkeit Gott dem Herrn zu dienen und seine [[Seele]] zu retten. Voll von diesem Gedanken nahm er eines Tages seine Schüler mit sich und fuhr in einem kleinen Kahn mit ihnen in die einsamen Gegenden, welche am Ufer des Sees lagen. „Hier wollen wir Fische fangen," sprach Meinrad zu ihnen, und sie kamen zu einem Flüßchen, das durch stille, dunkle Wälder floß und in dem der Heilige die Knaben Fische fangen ließ. Er selbst aber ging weiter, um sich insgeheim ein Plätzchen zu suchen, wo er später wohnen wollte, denn die Gegend gefiel ihm sehr wohl. Als er zurückkehrte, hatten die Knaben eine große Menge von Fischen da liegen, und er sprach: „Liebe Kinder, dankt dem Herrn, der uns mit seinen Gaben so barmherzig bedacht hat. Wenn es euch recht ist, wollen wir mit denselben heimkehren." Da nahmen sie die Fische, gingen weiter und kamen zu einer kleinen, nicht weit vom Ufer entlegenen Stadt, die Rapperswyl heißt. Dort gingen sie in das Haus einer frommen Frau und erquickten sich an Speise und Trank.
heiligen Schutzengels, der ihm oft sichtbar erschienen, überwand er sie vollkommen. Dafür belohnte ihn Gott mit den süsseste» Tröstungen. Es erschien ihm die Liebe Frau mit dem süssesten Jesuskinde, und unterredete sich mit ihm. Einmal sah ein Bruder aus dem Kloster Reichem«, der ihn besucht hatte und die Nacht in seiner Zelle bei ihm schlief, wie Meinrad um Mitteruacht zum Gebete sich erhob. Der Bruder schlich ihm in die Kapelle nach, und da sah er einen holden, etwa siebenjährigen Knaben, von wunderbarer Schönheit bei dem Heiligen stehen, mit ihm beten und fromme Gespräche führen. Der Bruder hörte die Reden, verstand sie aber nicht.So lebte Meinrad wiederum viele Jahre in Gottseligkeit, als eines Tages zwei Landstreicher in seine Zelle traten, die gekommen waren, um ihn auszurauben. Sie glaubten nämlich, Meinrad habe große Schätze verborgen. Sie waren aus Nördlingen zu Hause, und der eine hieß Petrus, der andere Richard. Er nahm die beiden gottlosen Männer liebreich auf, und obschon er ihre ruchlose Absicht erkannte, bewirthete er sie doch aufs Freuudlichste. Nachdem er die heilige Messe gelesen, und sich durch inbrünstiges Gebet auf seinen Tod vorbereitet hatte, trat er zu den Mördern, die schon bereit waren, ihre Unthat auszuführen. Der Heilige gab ihnen seinen Mantel und seine Kutte und sprach zu ihnen: „Ich weiß, daß ihr gekommen seid, mich zu lödtcn, aber lasset mich nur um Eines bitten. Wenn ihr mein Leben geendet, dann nehmet die Kerzen dort, und stellet eine zu meinen Häupten, die andere zu meinen Füssen; aber dann eilet fort, damit ihr nicht der Strafe verfallet." Die beiden Strolche wurden durch die Liebe des Heiligen nicht gerührt. Ohne zu antworten, fielen sie über den Heiligen her, schlugen ihn zu Boden und erwürgten ihn. Kaum hatte er seiu Leben geendigt, als ein süsser Wohlgeruch die Kapelle erfüllte.
 
St. Meinrad hatte zwei junge Raben aufgezogen, die gar heimlich waren, aus seiner Hand frassen und mit ihm viele Jahre in der Einsamkeit lebten. Schon als die Landstreicher in die Zelle traten, wurden die beiden Vögel unruhig, flogen auf und erfüllte» den stillen Wald mit seltsamem Gekrächze. Nachdem die Mörder ihre ruchlose That vollbracht hatten, fuhr Schrecken und Äugst in alle ihre Glieder, und Einer sprach: „O wehe, was haben wir doch Uebles an diesem heiligen Manne gethan!" Da sagte der andere: „Laß uns schnell die Kerzen anzünden, wie er gewollt hat." Und sie zogen die heilige Leiche aus und legten sie in das Bett, worin er zu schlafen gewohnt »dar, nachdem sie zuvor ein Leintuch ausgebreitet hatten. Da nahmen sie.die Kerzen vom Altar, stellten sie zu Häupten und den Füssen des Heiligen, und holten ein Licht, um sie anzuzünden. Als sie aber zurückkehrten, fanden sie die Kerzen schon brennend. Da befiel sie ein solchesEntsetzen, daß sie sogleich davoneilten. 3lber siehe, da flogen ihnen unter furchtbarem Krächzen die beiden treuen Raben des Heiligen nach, kratzten nnd hackten nach ihnen und schrieen, daß der ganze Wald widerhallte. So von ihnen verfolgt, wurden sie in der Stadt Zürich, wo sie in einem Wirthshaus einkehrten, ergriffen und gefangen gesetzt. Jetzt wurden ihre harten Herzen mürbe, sie sahen die rächende Hand Gottes, bekannten ihre Schuld und wurden aufs Rad geflochten. Und die Raben flogen an der Gerichtsstätte umher, bis die Mörder todt waren, dann kehrten sie in den Wald zurück.
Der Heilige merkte, daß diese Frau recht fromm und gottesfürchtig sei, faßte Zutrauen zu ihr und entdeckte ihr, daß er gesonnen sei, in dieser Einöde seine Wohnung aufzuschlagen; er wolle darin eine Zelle sich bauen, um dem [[Gebet|Gebete]] ungestört obliegen zu können. Nur wisse er nicht, wer ihm die notdürftige Nahrung um der [[Liebe]] [[Gott|Gottes]] willen dahin brächte. Die fromme Frau hatte Mitleid mit dem Heiligen, und versprach, ihn mit dem Nötigen zu versehen. Darüber freute sich Meinrad gar sehr, und nachdem er der Frau geboten, Niemandem sein Geheimnis zu verraten, nahm er Abschied von ihr, kehrte aber bald mit Erlaubnis seines Abtes zurück, und baute sich in dem tiefen, dunkeln Wald eine Zelle und ein kleines Kirchlein.  
Unterdessen waren die Kerzen bei der heiligen Leiche bis auf das Stroh herabgebrannt, in dem sie stunden. Die Flamme hatte auch das Stroh ergriffen, aber der heilige Leib blieb unversehrt. Als der Abt von Reichen«« von dem Morde hörte, sandte er eine Votschaft zu des Heiligen Zelle, um die heiligen Ueberbleibsel zu holen, damit sie in Reichen«« ruhen möchten. Als dieß kein Hinderniß fand, kam der Abt Walther mit seinen Brüdern und führte Meinrads Körper heim. In der Kapelle auf dem Etzel wurden seine Eingeweide beigesetzt, die heilige Leiche aber mit großen Ehren in der Kirche der Abtei Reichen«« begraben.
 
— Jetzt steht an diesem Orte, Etzel genannt, die Meinrads-Kapelle, wo in schönen Bildern das Leben des heiligen Klausners abgebildet ist. Alles, was er zum Unterhalte bedurfte, erhielt er von der Frau und andern frommen Leuten.
 
Der heilige Meinrad zählte erst drei und zwanzig Jahre, und schon hatte er es durch beständigen Kampf mit der verdorbenen Menschennatur so weit gebracht, daß das Licht seines heiligen Wandels nicht verborgen bleiben konnte. Das fromme Volt strömte in Menge herbei, ihn zu sehen und zu hören. Das war aber nicht nach seinem Sinn, und er sprach zu der frommen Frau: „Gott wolle dir alles Gute lohnen, was du mir gethau: aber hier kann ich nicht länger mehr bleiben. Ich will mir im Walde eine andere Wohnung suchen, wo ich den Leuten unbekannt bleibe, dahin sende mir dein Almosen." So setzte er denn seinen Fuß weiter, und kam nach vier Stunden in ein von Bergen rings eingeschlossenes Tal.
 
Da baute er sich mit Hilfe frommer Männer und besonders der Äbtissin Heilwiga von Frauenmünster eine Zelle und daneben ein kleines Kapellchen, welches er [[Gottesmutter Maria|Unserer L. Frau]] weihte, und in welches er ein Liebfrauenbild aufstellte, welches ihm eine andere fromme Äbtissin am Zürchersee geschenkt hatte.
 
In dieser Einöde des Finsterwaldes lebte nun St. Meinrad gar fromm und gottselig. Er hatte wohl die stärksten Versuchungen zu bestehen, aber mit Hilfe seines heiligen [http://ecclesiaeveritas.net/index.php/Kategorie:Engel Schutzengels], der ihm oft sichtbar erschienen, überwand er sie vollkommen. Dafür belohnte ihn [[Gott]] mit den süssesten Tröstungen. Es erschien ihm die Liebe Frau mit dem süssesten Jesuskinde, und unterredete sich mit ihm. Einmal sah ein Bruder aus dem Kloster Reichem, der ihn besucht hatte und die Nacht in seiner Zelle bei ihm schlief, wie Meinrad um Mitternacht zum Gebete sich erhob. Der Bruder schlich ihm in die Kapelle nach, und da sah er einen holden, etwa siebenjährigen Knaben, von wunderbarer Schönheit bei dem Heiligen stehen, mit ihm beten und fromme Gespräche führen. Der Bruder hörte die Reden, verstand sie aber nicht. So lebte Meinrad wiederum viele Jahre in Gottseligkeit, als eines Tages zwei Landstreicher in seine Zelle traten, die gekommen waren, um ihn auszurauben.  
 
Sie glaubten nämlich, Meinrad habe große Schätze verborgen. Sie waren in Nördlingen zu Hause, und der eine hieß Petrus, der andere Richard. Er nahm die beiden gottlosen Männer liebreich auf, und obschon er ihre ruchlose Absicht erkannte, bewirtete er sie doch aufs Freuudlichste. Nachdem er die [[heilige Messe]] gelesen, und sich durch inbrünstiges [[Gebet]] auf seinen Tod vorbereitet hatte, trat er zu den Mördern, die schon bereit waren, ihre Untat auszuführen. Der Heilige gab ihnen seinen Mantel und seine Kutte und sprach zu ihnen: „Ich weiß, daß ihr gekommen seid, mich zu töden, aber lasset mich nur um Eines bitten. Wenn ihr mein Leben geendet, dann nehmet die Kerzen dort, und stellet eine zu meinen Häupten, die andere zu meinen Füssen; aber dann eilet fort, damit ihr nicht der Strafe verfallet." Die beiden Strolche wurden durch die [[Liebe]] des Heiligen nicht gerührt. Ohne zu antworten, fielen sie über den Heiligen her, schlugen ihn zu Boden und erwürgten ihn. Kaum hatte er sein Leben geendigt, als ein süsser Wohlgeruch die Kapelle erfüllte.
 
St. Meinrad hatte zwei junge Raben aufgezogen, die gar heimlich waren, aus seiner Hand frassen und mit ihm viele Jahre in der Einsamkeit lebten. Schon als die Landstreicher in die Zelle traten, wurden die beiden Vögel unruhig, flogen auf und erfüllte den stillen Wald mit seltsamem Gekrächze. Nachdem die Mörder ihre ruchlose Tat vollbracht hatten, fuhr Schrecken und Äugst in alle ihre Glieder, und Einer sprach: „O wehe, was haben wir doch Übles an diesem heiligen Manne getan!" Da sagte der andere: „Laß uns schnell die Kerzen anzünden, wie er gewollt hat." Und sie zogen die heilige Leiche aus und legten sie in das Bett, worin er zu schlafen gewohnt war, nachdem sie zuvor ein Leintuch ausgebreitet hatten. Da nahmen sie die Kerzen vom Altar, stellten sie zum Haupte und den Füssen des Heiligen, und holten ein Licht, um sie anzuzünden. Als sie aber zurückkehrten, fanden sie die Kerzen schon brennend. Da befiel sie ein solches Entsetzen, daß sie sogleich davoneilten. Da flogen ihnen unter furchtbarem Krächzen die beiden treuen Raben des Heiligen nach, kratzten und hackten nach ihnen und schrieen, daß der ganze Wald widerhallte. So von ihnen verfolgt, wurden sie in der Stadt Zürich, wo sie in einem Wirtshaus einkehrten, ergriffen und gefangen gesetzt. Jetzt wurden ihre harten Herzen mürbe, sie sahen die rächende Hand Gottes, bekannten ihre Schuld und wurden aufs Rad geflochten. Und die Raben flogen an der Gerichtsstätte umher, bis die Mörder tod waren, dann kehrten sie in den Wald zurück.
 
Unterdessen waren die Kerzen bei der heiligen Leiche bis auf das Stroh herabgebrannt, in dem sie stunden. Die Flamme hatte auch das Stroh ergriffen, aber der heilige Leib blieb unversehrt. Als der Abt von Reichen von dem Morde hörte, sandte er eine Botschaft zu des Heiligen Zelle, um die heiligen Ueberbleibsel zu holen, damit sie in Reichen ruhen möchten. Als die kein Hindernis fand, kam der Abt Walther mit seinen Brüdern und führte Meinrads Körper heim.  
 
In der Kapelle auf dem Etzel wurden seine Eingeweide beigesetzt, die heilige Leiche aber mit großen Ehren in der Kirche der Abtei Reichen begraben.
 
 
Entstehung der Gnadenkirche.
Entstehung der Gnadenkirche.
Des heiligen Meinrads Zelle blieb gegen 46 Jahre unbewohnt. Jedoch war sie ein Gegenstand der Verehrung für die ganze Umgegend. Einer, der sich besonders zu dieser geweihten Stätte hingezogen fühlte, war der gottselige Domherr Benno aus Straßburg. Er besuchte im Jahre 90? die Zelle und Kapelle und beschloß, die Zeit seines Lebens hier zuzubringen. Die schon zerfallene Zelle und die heilige Kapelle ließ er herstellen, wie auch neue Zellen für diejenigen bauen, welche sich ihm anschließen wollten. Um diese Zeit fing man an, einige Stucke Waldes umzureuten und den Voden urbar zu machen, um durch Arbeit der Hände sich die nöthigen Nahrungsmittel zu verschaffen. Vis zum Jahre 940 war der Ort, wo St. Meinrad gelebt, nur von einigen Einsiedlern bewohnt, welche, belebt von der Liebe zur Einsamkeit uud von seltener Andacht zur allerseligsten Jungfrau, deren Bild noch immer in der Kapelle prangte,,in brüderlicher Eintracht beisammen wohnten, nnd dem heiligen Orte den Namen „Maria-Einsiedeln" gaben.
Des heiligen Meinrads Zelle blieb gegen 46 Jahre unbewohnt. Jedoch war sie ein Gegenstand der Verehrung für die ganze Umgegend. Einer, der sich besonders zu dieser geweihten Stätte hingezogen fühlte, war der gottselige Domherr Benno aus Straßburg. Er besuchte im Jahre 90? die Zelle und Kapelle und beschloß, die Zeit seines Lebens hier zuzubringen. Die schon zerfallene Zelle und die heilige Kapelle ließ er herstellen, wie auch neue Zellen für diejenigen bauen, welche sich ihm anschließen wollten. Um diese Zeit fing man an, einige Stucke Waldes umzureuten und den Voden urbar zu machen, um durch Arbeit der Hände sich die nöthigen Nahrungsmittel zu verschaffen. Vis zum Jahre 940 war der Ort, wo St. Meinrad gelebt, nur von einigen Einsiedlern bewohnt, welche, belebt von der Liebe zur Einsamkeit uud von seltener Andacht zur allerseligsten Jungfrau, deren Bild noch immer in der Kapelle prangte,,in brüderlicher Eintracht beisammen wohnten, nnd dem heiligen Orte den Namen „Maria-Einsiedeln" gaben.

Version vom 19. Februar 2011, 22:42 Uhr

Wallfahrt zu Unserer lieben Frau v. Einsiedeln.

Dieser weltberühmte Gnadenort verdankt sein Entstehen dem heiligen Klausner Meinrad.

Dieser, der gebenedeiten Gottesmutter so liebwerte Heilige, war aus hohem Stande, und von seinen frommen Eltern schon von Kindheit an Gott geweiht. Von seinem Oheim Hatto, der zur selben Zeit ein Muster der Geistlichkeit war, wurde er im Kloster Reichen erzogen. Er wurde Priester und Mönch, und von seinem Abte in ein kleines Klösterchen am Zürchersee geschickt, um dort Schule zu halten.

Der fromme Meinrad hatte wohl große Liebe zu den Kindern und hielt fleißig Schule, aber schon lange fühlte er in sich eine geheime Sehnsucht, in stiller Einsamkeit Gott dem Herrn zu dienen und seine Seele zu retten. Voll von diesem Gedanken nahm er eines Tages seine Schüler mit sich und fuhr in einem kleinen Kahn mit ihnen in die einsamen Gegenden, welche am Ufer des Sees lagen. „Hier wollen wir Fische fangen," sprach Meinrad zu ihnen, und sie kamen zu einem Flüßchen, das durch stille, dunkle Wälder floß und in dem der Heilige die Knaben Fische fangen ließ. Er selbst aber ging weiter, um sich insgeheim ein Plätzchen zu suchen, wo er später wohnen wollte, denn die Gegend gefiel ihm sehr wohl. Als er zurückkehrte, hatten die Knaben eine große Menge von Fischen da liegen, und er sprach: „Liebe Kinder, dankt dem Herrn, der uns mit seinen Gaben so barmherzig bedacht hat. Wenn es euch recht ist, wollen wir mit denselben heimkehren." Da nahmen sie die Fische, gingen weiter und kamen zu einer kleinen, nicht weit vom Ufer entlegenen Stadt, die Rapperswyl heißt. Dort gingen sie in das Haus einer frommen Frau und erquickten sich an Speise und Trank.

Der Heilige merkte, daß diese Frau recht fromm und gottesfürchtig sei, faßte Zutrauen zu ihr und entdeckte ihr, daß er gesonnen sei, in dieser Einöde seine Wohnung aufzuschlagen; er wolle darin eine Zelle sich bauen, um dem Gebete ungestört obliegen zu können. Nur wisse er nicht, wer ihm die notdürftige Nahrung um der Liebe Gottes willen dahin brächte. Die fromme Frau hatte Mitleid mit dem Heiligen, und versprach, ihn mit dem Nötigen zu versehen. Darüber freute sich Meinrad gar sehr, und nachdem er der Frau geboten, Niemandem sein Geheimnis zu verraten, nahm er Abschied von ihr, kehrte aber bald mit Erlaubnis seines Abtes zurück, und baute sich in dem tiefen, dunkeln Wald eine Zelle und ein kleines Kirchlein.

— Jetzt steht an diesem Orte, Etzel genannt, die Meinrads-Kapelle, wo in schönen Bildern das Leben des heiligen Klausners abgebildet ist. Alles, was er zum Unterhalte bedurfte, erhielt er von der Frau und andern frommen Leuten.

Der heilige Meinrad zählte erst drei und zwanzig Jahre, und schon hatte er es durch beständigen Kampf mit der verdorbenen Menschennatur so weit gebracht, daß das Licht seines heiligen Wandels nicht verborgen bleiben konnte. Das fromme Volt strömte in Menge herbei, ihn zu sehen und zu hören. Das war aber nicht nach seinem Sinn, und er sprach zu der frommen Frau: „Gott wolle dir alles Gute lohnen, was du mir gethau: aber hier kann ich nicht länger mehr bleiben. Ich will mir im Walde eine andere Wohnung suchen, wo ich den Leuten unbekannt bleibe, dahin sende mir dein Almosen." So setzte er denn seinen Fuß weiter, und kam nach vier Stunden in ein von Bergen rings eingeschlossenes Tal.

Da baute er sich mit Hilfe frommer Männer und besonders der Äbtissin Heilwiga von Frauenmünster eine Zelle und daneben ein kleines Kapellchen, welches er Unserer L. Frau weihte, und in welches er ein Liebfrauenbild aufstellte, welches ihm eine andere fromme Äbtissin am Zürchersee geschenkt hatte.

In dieser Einöde des Finsterwaldes lebte nun St. Meinrad gar fromm und gottselig. Er hatte wohl die stärksten Versuchungen zu bestehen, aber mit Hilfe seines heiligen Schutzengels, der ihm oft sichtbar erschienen, überwand er sie vollkommen. Dafür belohnte ihn Gott mit den süssesten Tröstungen. Es erschien ihm die Liebe Frau mit dem süssesten Jesuskinde, und unterredete sich mit ihm. Einmal sah ein Bruder aus dem Kloster Reichem, der ihn besucht hatte und die Nacht in seiner Zelle bei ihm schlief, wie Meinrad um Mitternacht zum Gebete sich erhob. Der Bruder schlich ihm in die Kapelle nach, und da sah er einen holden, etwa siebenjährigen Knaben, von wunderbarer Schönheit bei dem Heiligen stehen, mit ihm beten und fromme Gespräche führen. Der Bruder hörte die Reden, verstand sie aber nicht. So lebte Meinrad wiederum viele Jahre in Gottseligkeit, als eines Tages zwei Landstreicher in seine Zelle traten, die gekommen waren, um ihn auszurauben.

Sie glaubten nämlich, Meinrad habe große Schätze verborgen. Sie waren in Nördlingen zu Hause, und der eine hieß Petrus, der andere Richard. Er nahm die beiden gottlosen Männer liebreich auf, und obschon er ihre ruchlose Absicht erkannte, bewirtete er sie doch aufs Freuudlichste. Nachdem er die heilige Messe gelesen, und sich durch inbrünstiges Gebet auf seinen Tod vorbereitet hatte, trat er zu den Mördern, die schon bereit waren, ihre Untat auszuführen. Der Heilige gab ihnen seinen Mantel und seine Kutte und sprach zu ihnen: „Ich weiß, daß ihr gekommen seid, mich zu töden, aber lasset mich nur um Eines bitten. Wenn ihr mein Leben geendet, dann nehmet die Kerzen dort, und stellet eine zu meinen Häupten, die andere zu meinen Füssen; aber dann eilet fort, damit ihr nicht der Strafe verfallet." Die beiden Strolche wurden durch die Liebe des Heiligen nicht gerührt. Ohne zu antworten, fielen sie über den Heiligen her, schlugen ihn zu Boden und erwürgten ihn. Kaum hatte er sein Leben geendigt, als ein süsser Wohlgeruch die Kapelle erfüllte.

St. Meinrad hatte zwei junge Raben aufgezogen, die gar heimlich waren, aus seiner Hand frassen und mit ihm viele Jahre in der Einsamkeit lebten. Schon als die Landstreicher in die Zelle traten, wurden die beiden Vögel unruhig, flogen auf und erfüllte den stillen Wald mit seltsamem Gekrächze. Nachdem die Mörder ihre ruchlose Tat vollbracht hatten, fuhr Schrecken und Äugst in alle ihre Glieder, und Einer sprach: „O wehe, was haben wir doch Übles an diesem heiligen Manne getan!" Da sagte der andere: „Laß uns schnell die Kerzen anzünden, wie er gewollt hat." Und sie zogen die heilige Leiche aus und legten sie in das Bett, worin er zu schlafen gewohnt war, nachdem sie zuvor ein Leintuch ausgebreitet hatten. Da nahmen sie die Kerzen vom Altar, stellten sie zum Haupte und den Füssen des Heiligen, und holten ein Licht, um sie anzuzünden. Als sie aber zurückkehrten, fanden sie die Kerzen schon brennend. Da befiel sie ein solches Entsetzen, daß sie sogleich davoneilten. Da flogen ihnen unter furchtbarem Krächzen die beiden treuen Raben des Heiligen nach, kratzten und hackten nach ihnen und schrieen, daß der ganze Wald widerhallte. So von ihnen verfolgt, wurden sie in der Stadt Zürich, wo sie in einem Wirtshaus einkehrten, ergriffen und gefangen gesetzt. Jetzt wurden ihre harten Herzen mürbe, sie sahen die rächende Hand Gottes, bekannten ihre Schuld und wurden aufs Rad geflochten. Und die Raben flogen an der Gerichtsstätte umher, bis die Mörder tod waren, dann kehrten sie in den Wald zurück.

Unterdessen waren die Kerzen bei der heiligen Leiche bis auf das Stroh herabgebrannt, in dem sie stunden. Die Flamme hatte auch das Stroh ergriffen, aber der heilige Leib blieb unversehrt. Als der Abt von Reichen von dem Morde hörte, sandte er eine Botschaft zu des Heiligen Zelle, um die heiligen Ueberbleibsel zu holen, damit sie in Reichen ruhen möchten. Als die kein Hindernis fand, kam der Abt Walther mit seinen Brüdern und führte Meinrads Körper heim.

In der Kapelle auf dem Etzel wurden seine Eingeweide beigesetzt, die heilige Leiche aber mit großen Ehren in der Kirche der Abtei Reichen begraben.


Entstehung der Gnadenkirche. Des heiligen Meinrads Zelle blieb gegen 46 Jahre unbewohnt. Jedoch war sie ein Gegenstand der Verehrung für die ganze Umgegend. Einer, der sich besonders zu dieser geweihten Stätte hingezogen fühlte, war der gottselige Domherr Benno aus Straßburg. Er besuchte im Jahre 90? die Zelle und Kapelle und beschloß, die Zeit seines Lebens hier zuzubringen. Die schon zerfallene Zelle und die heilige Kapelle ließ er herstellen, wie auch neue Zellen für diejenigen bauen, welche sich ihm anschließen wollten. Um diese Zeit fing man an, einige Stucke Waldes umzureuten und den Voden urbar zu machen, um durch Arbeit der Hände sich die nöthigen Nahrungsmittel zu verschaffen. Vis zum Jahre 940 war der Ort, wo St. Meinrad gelebt, nur von einigen Einsiedlern bewohnt, welche, belebt von der Liebe zur Einsamkeit uud von seltener Andacht zur allerseligsten Jungfrau, deren Bild noch immer in der Kapelle prangte,,in brüderlicher Eintracht beisammen wohnten, nnd dem heiligen Orte den Namen „Maria-Einsiedeln" gaben. Unter den frommen Ginsiedlern, die hier nach dem Tode des gottseligen Benno lebten, zeichnete sich ganz besonders Eberhard aus. Entsprossen ans einer edlen Familie, war er früher Propst an der Domkirche zu Straßburg gewesen. Das Beispiel des heiligen Benno's, der Ruhm des heiligen Meinrads,, und noch weit mehr die Stimme des Himmels waren es, welche ihn nach MariaEinsiedeln führten. Die reichen Güter, die er besaß, und die Freigebigkeit Hermanns, eines Herzogs in Deutschland, setzten ihn in den Stand, die schon fast gänzlich zerfallene Zelle des heiligen Meinrad neu aufzuführen. Um diese Zelle herum ließ er ein Kloster und eine Kirche bauen, wozu die frommen Mönche selbst die Steine brachen, den Kalk brannten und alle Arbeit besorgten. Die Kirche wurde über die kleine heilige Kapelle Meinrads gebaut, wo das Gnadenbild Unserer L. Frau auf einem Altare stand. Als das Kloster gebaut war, verbanden sich die frommen Einsiedler zu einer klösterlichen Gesellschaft unter der Regel des heiligen Venedikt, und so entstand das berühmte Kloster Einsiedeln, dessen erster Abt Eberhard ward.Nachdem der Bau der Kirche vollendet war, bat der heilige Eberhard den heiligen Konrad, damals Bischof von Konstanz, zu kommen und die Kapelle zu weihen. Am 14. September 948 sollte die heilige Weihe geschehen. Das ist der Tag, an welchem ein unerhörtes Wunder sich zutrug, welches nun erzählt werden soll. Die Engelweihe zu Maria-Einsiedeln. Begleitet von vielen adeligen Herren, war der heilige Bischof Konrad am Vorabende der Weihe angekommen, und brachte nach seiner Gewohnheit einen Theil der Nacht unter heißem Gebete nebst mehreren frommen Klostergeistlichen in der Kirche zu. Gegen Mitternacht des 13. und t4. Septembers sieht er, wie Jesus, umgeben von Engeln und Heiligen im bischöflichen Gewände vom Himmel herabsteigt. Die heilige Jungfrau stand auf dem Altare, strahlend wie der Blitz. Da weiht Jesus, der ewige Hohepriester, bedient von den heiligen Engeln, selbst die Kapelle ganz nach dem Gebrauche, welchen die Bischöfe bei solchen Feierlichkeiten nach den Vorschriften der Kirche beobachten. — Morgens erzählt der heilige Konrad, was er gesehen hatte, und weigert sich, die Einweihung vorzunehmen, welche Gottes Hand bereits vollbracht hatte. Allein das Wunder schien so unglaublich, und anderseits drang man so in ihn, die Einweihung vorzunehmen, daß er endlich nachgab. Als er aber im Beisein einer großen Volksmenge die heilige Weihe vornehmen wollte, siehe, da hörten Alle, die zugegen waren, Religiösen, Adel und Volk eine Stimme, welche deutlich dreimal rief: „Höre auf, höre auf, mein Bruder, die Kapelle ist göttlich eingeweiht!" Nun waren alle von der Wahrheit des Wunders der Einweihung durch Elmstus überzeugt und aus Aller Mund erschallten Lobund Dankeslieder. — Nichts war natürlicher, als daß ein solches Wunder dem Urtheile und der Bestätigung des Päpstlichen Stuhles zu Rom mußte unterworfen werden. Der heilige Konrad begab sich mit dem Kaiser Otto und vielen andern Bischöfen und Fürsten Deutschlands nach Rom, unter denen sich auch der heilige Bischof Ulrich von Augsburg, ein Freund des heiligen Konrad, befand. Der heilige Konrad legt nun ein feierliches Zeugniß ab von dem, was er in Einsiedeln gesehen, und Papst Leo vm. bestätigt durch eine Bulle das Wunder als ein achtes, wahres Wunder, und ertheilt denen, welche die heilige Kapelle andachtsvoll besuchen, wenn sie da die heiligen Sakramente der Buße und des Altares empfangen, einen vollkommenen Ablaß. Das geschah am 11. November 964. Im Laufe der Zeit bestätigten mehrere Päpste die Bulle und den Ablaß.Die Kirche und heilige Kapelle zu Maria Einsiedeln. Auf dem AbHange eines Hügels, welcher das kleine Dörfchen Einsiedeln beherrscht, erhebt sich mit Majestät die Vorderseite der Kirche und des prachtvollen Klosters. Davor befindet sich ein schöner Platz, wo man den Muttergottesbrunnen erblickt; links und rechts des Brunnens sind gewölbte Gänge, die einen Halbkreis bilden und mit Statuen besetzt sind. Die Vorderseite des Gebäudes und die zwei auf beiden Seiten des Gingangs befindlichen Thürme sind ganz aus gehauenen Steinen gebaut. Die Kirche, welche unter Abt Cölestin i. I. 1837 von Innen Mlliianum von G. Ott.

wieder renovirt wurde, macht durch ihre Größe, Bauart, ihre Gemälde, Bildsäulen und übrigen Verzierungen einen tiefen Eindruck auf den Pilger. Sie ist sammt dem prachtvollen Chor 208 Schuh lang und 11« Schuh breit. Zu beiden Seiten stehen 10 sehr schöne Altäre mit kostbar gefaßten heil. Reliquien, Gemälden und Statuen geziert. Die heilige Kapelle, welche schon zu des heil. Eberhards Zeiten in der Kirche stand, hatte damals kein Gewölbe und war nur einfach getäfelt..— Mehrere FeuerSbrünste zerstörten seit dieser Zeit die^Kirche, die Kapelle aber ward wunderbar erhalten. Auch da die calvinische Ketzerei in den stillen Thälern der Schweiz sich ausbreitete, und die Wuth der Ketzer die Kapelle zu zerstören drohte, ward sie gerettet. Als aber die französische Revolution in die Schweiz eindrang, ließ es der Herr zu, daß sie zerstört wurde; doch das heilige Gnadenbild ward noch zur rechten Zeit gerettet. Nachdem der Sturm der Revolution endlich vertobt hatte und die verbannten Klostergeistlichen wieder zurückkehren durften, wurde das Gnadenbild am 29. Sept. 1803 mit aller möglichen Feierlichkeit unter dem Andränge einer uugeheueren Menge Volles zurückgebracht, und wiederum an der nämlichen Stelle auf einem schön errichteten Altare zur Verehrung ausgestellt. Im Jahre 1817 wurde die heilige Kapelle mit jener Pracht, welche die Heiligkeit des Ortes erforderte, gebaut, und in dieselbe das heilige Gnadenbild gebracht. Diese Kapelle, mitten in der Kirche stehend, zieht sogleich das Auge jedes eintretenden Pilgers auf sich. Von Außen ist sie mit schwarzem und grauem Marmor übertleidet. Ihre Zierden besteben in Säulen und Statuen.An der Vorder- und den beiden Nebenseiten sind schöne mit eisernen Gittern gezierte Oeffnungen angebracht. Ueber dem Thürgiebel ist ein schönes, in Marmor gehauenes erhabenes Bild, das Hinscheiden der allerseligsten Jungfrau vorstellend. Rechts und links stellen zwei kleinere Bilder in Marmor die Geburt und Verkündigung Unserer L. Frau dar. Der Fußboden ist von schwarzem und grauem Marmor. Die Kapelle ist 22 Schuh 6 Zoll lang, 21 breit und 17 Schuh 6 Zoll hoch. Von Innen ist sie mit vielfarbigem Gypsmarmor und Gold ausgelegt. Eine kleine Kuppel, 22 Schuh hoch, überdeckt dieselbe. Ueber dem Altare, auf vergoldeten Wolken steht von Strahlen umgeben das prächtig gekleidete Gnadenbild, Maria mit dem Jesuskinde, welches alljährlich gegen 300,000 Pilger aus allen Gegenden der Welt zur Verehrung herbeizieht. Eine große Anzahl Gemeinden der Schweiz kommen alle Jahre in Folge von feierlichen Gelübden mit Kreuz und Fahnen zur heiligen Kapelle. Besonders am 14. September, dem Feste der Engelweihe, bedecken alle Strassen, welche nach Einsiedeln führen, zahllose Pilgerschaaren. Die Votivbilder, welche in der Nähe der Kapelle, innerhalb der Kirche, wenige Schritte vor deren Eingang, aufgehängt sind, geben Zeugniß von vielen wunderbaren Gebetserhörungen in allen Nvthen und Anliegen, und die Danksagungen der Freudenthränen weinenden Pilger bezeugen, daß Maria, die Königin des Himmels, noch immer eine Trösterin der Betrübten, Retterin der Kranken, Zuflucht der Sünder ist, und ihre Fürbitte Alles bei Gott vermag. (Geschichte d. Wallfahrt Maria Einsiedeln v. ?. Claudius.)


(Quelle: Digitalisiert von Google (Google Bücher) / nach Marianum: Legende von den lieben heiligen und gottseligen Dienern unserer lieben Frau und den berühmten Gnadenorten der hohen Himmelskönigin / Georg Ott, Pustet, 1859, von FJM überarbeitete Fassung)