Allerheiligen

Aus FJM-Ritter
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Das Fest aller Heiligen Gottes

Fest: 1. November

Die katholische Kirche stellt uns an jedem Tage des Jahres einen oder mehrere Heilige zur Verehrung und Nachfolge vor Augen und empfiehlt uns, sie um ihre Fürbitte anzurufen. Heute aber erinnert sie uns an alle Heiligen, an die 9 Chöre der hl. Engel und an alle glückseligen Gerechten, die im Himmel sind, und fordert uns zur Verehrung und Anrufung derselben auf. Deshalb wird das heutige Fest das Fest Allerheiligen genannt.

Der Ursprung dieses Festes ist folgender: Es stand zu Rom ein prächtiger, schon vor Christi Geburt von Marius Agrippa erbauter Götzentempel, welcher Pantheon, das ist Tempel aller Götter, genannt wurde: weil man darin alle Götter zugleich verehrte. Diesen Götzentempel hat man nicht zerstört wie viele andere, sondern Papst Bonifacius IV. hat ihn im Jahre 610 nach dem kirchlichen Ritus zum Andenken an die jungfräuliche Mutter und an die hl. Martyrer eingeweiht. Er hat auch zur größeren Aufmunterung des Volkes viele Reliquien von heiligen Martyrern mit gebührender Pracht in diese Kirche übertragen; daher hieß man sie die Kirche der heiligen Martyrer. Papst Gregor III. bestimmte 731 für dieses Fest in Rom den 1. November. Papst Gregor IV. verordnete im Jahre 837, dass man nicht nur das Andenken der heiligen Martyrer, sondern auch aller anderen Heiligen sowohl in der erwähnten Kirche, als in der ganzen Christenheit feierlich begehen soll. Dies geschah auf Ansuchen des Kaisers Ludwig des Frommen; auf diese Weise nahm das Fest Allerheiligen seinen Anfang.

Die Gründe der Einsetzung dieses Festes sind folgende: Erstens ist nicht zu zweifeln, dass die Zahl der Heiligen, die mit Christus im Himmel regieren, sehr groß sei.

„Ich habe eine große Menge gesehen“,

sagt der heilige Evangelist Johannes,

„die niemand zählen konnte.“

Um nur von denjenigen zu reden, die um Christi willen ihr Leben durch das Martyrium beendigt haben, zählte man schon nach den Urkunden bewährter Geschichtsschreiber mehr als siebzehn Millionen. Wer will die übrigen Heiligen des geistlichen und weltlichen Standes zählen, welche Gott getreu dienten und noch dienen, da alle in der Gnade Gottes Sterbenden darunter verstanden werden? Die Zahl der Heiligen ist sehr groß, allein die meisten derselben sind uns unbekannt. Wir wissen zwar die Namen der heiligen Apostel, vieler apostolischer Männer, vieler Ordensstifter, vieler Päpste, Bischöfe, Ordenspersonen, Priester, Einsiedler, Jungfrauen, Eheleuten, Witwen, Büßer; ja auch vieler Adeligen, Fürsten, Könige und Kaiser. Allein außer diesen sind noch weit mehrere im Himmel, deren Namen uns verborgen sind. Da nun einerseits nichts billiger ist, als dass wir, die wir uns noch in der streitenden Kirche befinden und in der Gemeinschaft mit den Heiligen oder Gerechten im Himmel stehen, welche die triumphierende Kirche ausmachen, allen und jedem gebührende Ehre erweisen, indem sie von Gott selbst als seine treuen Diener und Freunde geehrt werden; andererseits aber, weil die Menge derselben groß, und ihre Namen uns unbekannt sind, daher es nicht möglich ist, einem jeden insbesondere einen Tag zu dessen Gedächtnis zu widmen; sohin hat die hl. Kirche wohl und weise verordnet, dass man sie insgesamt an einem dazu bestimmten Tage verehren soll.

Der zweite Grund wird aus dem Gebete entnommen, dessen sich die heilige Kirche an dem heutigen Tage in der heiligen Messe bedient. Kein Katholik zweifelt, dass die Heiligen im Himmel eben deshalb, weil sie bei Gott in so großen Ehren und Ansehen stehen, durch ihre Fürbitte uns viele Gnaden erlangen können, die wir wegen unserer Sünden zu erhalten nicht würdig sind. Denn man weiß ja, dass Gott früher, als dieselben noch auf dieser Erde lebten, durch ihre Fürbitte viele Übel von den Menschen abgewendet, und ihnen im Gegenteile viel Guttaten verliehen hat. Damit wir desto gewisser alles, was uns zur Seligkeit notwendig oder nützlich ist, von Gott erhalten mögen, hat die Kirche angeordnet, alle Heiligen insgesamt an dem heutigen Tage als Fürbitter anzurufen, in der vollsten Zuversicht, Gott werde die Fürsprache so vieler seiner Freunde nicht verwerfen.

Der dritte Grund ist folgender: die Kirche will durch die Vorstellung so vieler Heiligen, die in verschiedenen Ständen gelebt haben, uns zur Nachfolge in ihren Tugenden ermuntern, um so zu ihnen in den Himmel zu gelangen. Daher wird auch am heutigen Tage das Evangelium von den acht Seligkeiten [Lk 6,21] gelesen: weil in demselben der Weg angezeigt und erklärt wird, welchen die Heiligen zum Himmel gewandelt haben, und den auch wir wandeln müssen, wenn wir mit den Heiligen selig werden wollen.


(Quelle: Goldene Legende: Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, Wilhelm Auer, Matthäus Vogel,1904 nach FJM überarbeiteter Fassung)