Benediktiner
In dem apostolischen Breve, welches die Benediktiner der leider wieder aus ihrem Vaterlande vertriebenen französischen Kongregation wieder einführt, macht der Papst sie darauf aufmerksam, dass
ihre Aufgabe hauptsächlich darin bestehe, die gesunden Traditionen der Rechte des Papstes und der heiligen Liturgie aus dem ihnen drohenden Ruin zu retten und wieder zu Ansehen zu bringen.
Männer der Kirche, Männer Gottes, das sind die Benediktiner ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß.
Männer der Kirche, Hüter seines Kultus, seines Namens, seiner Ehre.
Ein Benediktinerkloster ist ein Herd, auf dem die Liebe der Kirche und die Liebe Gottes brennen und sich ringsum verbreiten.
Die Liebe der Kirche.
Ein altes Vorrecht ist das Exemtion, wodurch die Ordensleute der gewöhnlichen Jurisdiktion der Bischöfe entzogen und der unmittelbaren und besondern Autorität des Papstes unterstellt werden.
Weshalb diese besonderen Begünstigung?
Aus dem wichtigen Grunde, weil der Geist der Kirche in den Klöstern unter dem Schutze der Regel in größerer Reinheit lebt. Die gesunden Traditionen, die wahren Ideen, die fruchtbaren Initiativen gedeihen dort mit unvergleichlicher Lebenskraft. Durch die große Zahl der Klöster, die unter ihm stehen und zu ihm halten, ist der Papst auf allen Punkten der Christenheit gegenwärtig; seine Ideen sind da und sein Einfluß.
Mittelpunkt der Gelehrsamkeit
Ein Kloster ist ein Mittelpunkt der Gelehrsamkeit.
Als Mann der Kontemplation lebt der Mönch in vertraulichem Verkehr mit der göttlichen Wahrheit.
Er sucht und findet sie in seinen Gebeten und in seinem Studium. Mehr als jeder andere vielleicht lebt der Benediktinermönch in beständigem Umgang mit der Wahrheit; sie übt auf ihn eine höhere Anziehungskraft aus, sie ist seine Lieblingsspeise. Deshalb haben die Benediktinerklöster Jahrhunderte hindurch den Ruhm gehabt und behalten, die geweihten Pflanzstätten der Gelehrsamkeit zu sein. Sie hat sich dort erhalten und von da sich ausgebreitet. Wer weiß nicht, welche Strahlen diese großen Geister des Benediktinerordens, wie der heilige Gregor der Große, der heilige Petrus Damianus, der heilige Anselm, der heilige Bernhard auf die Welt geworfen haben? Wer weiß nicht, welchen Einfluß und welchen Ruf ehemals die Klosterschulen besaßen?
Macht aber die schriftstellerische Tätigkeit einen notwendigen Teil des Benediktinerberufes aus? Nein.
Eines macht den wesentlichen Teil des Berufes aus und gehört zu den charakteristischen Merkmalen desselben und das ist
die glühende Liebe der Wahrheit, das ist die Liebe der Kirche, ihres Lebens, ihre Lehre, ihre Autorität, ihre Rechte.
Und wenn es gilt, das Recht zu wahren, die Lehre zu verteidigen, Verständnis und Liebe zur Kirche und ihren Einrichtungen zu wecken, den Einfluß und die Autorität des Päpstlichen Stuhles zu vermehren, dann versteht der Benediktiner zu schreiben und er versteht zu sprechen. Und er schreibt so wie sein Oberer es ihm sagt; denn es ist Sache des Obern, die Arbeit des Mönches zu bestimmen. Die großen Schriften der Benediktiner sind nur äußere Bezeugungen ihrer innern Liebe zur Kirche und zur Wahrheit.
So ist der Benediktiner der Mann der Kirche und Hüter ihrer Ideen; aber er ist weit mehr noch der Mann Gottes und Hüter seines Kultus.
„Dieser Orden, hat hauptsächlich den Zweck, die Verehrung, welche unser Herr Jesus Christus seinem Vater auf Erden bezeigte und welche er ihm im Himmel bezeigt, zu Ausdruck zu bringen. Daher kommt es, dass dieser Orden prachtliebend und herrlich in seinen schönen Zeremonien ist, die weit feierlicher, weit erhebender sind als irgend einem andern religiösen Institut; dass er dabei glänzenden Schmuck entfaltet, gleichsam zur Versinnbildung der himmlischen Glorie, während der sie begleitende Lichterglanz den Gedanken zu den großen Gesichten erhebt, wie sie in der geheimen Offenbarung dargestellt werden.
Prächtig sind seine Tempel, deren hohe großartige Wölbungen die Majestät Gottes verkünden die erhabenen und melodischen Gesänge, welche er dort erschallen läßt erinnern an die Harmonien der englischen Chöre; seine klangvollen, ehernen Glocken ertönen, als wäre es die große Stimme Gottes. Vergebens würde man solche Pracht und solche Feier bei andern Instituten suchen; ihr Beruf ist nicht derselbe.
Handelt es sich um die Aufnahme eines Mitbruders, so ist die erste, vom heiligen Benedikt vorgeschriebene Regel, dass man sch vergewissert, ob er wahrhaft Gott sucht und Eifer zeigt für das Werk Gottes.
Das Werk Gottes ist aber der göttliche Dienst, der Lobgesang des Herrn, die Abtragung des im Tag und Nacht gebührenden Tributes vor dem Altare, auf dem die heiligen Geheimnisse gefeiert werden.“ (Olier)