Beschneidung des Herrn

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Das Fest der Beschneidung unseres Heilands Jesus Christus

1. Januar

Jesus Christus, unser Heiland und Erlöser, ist der Heilige aller Heiligen, ja der erste Ursprung und das Vorbild aller Heiligkeit. Daher ist ihm der erste Tag des Jahres vor allen Heiligen gewidmet. Aus einem heiligsten Leben stellt uns die katholische Kirche am heutigen Tage ein einziges Geheimnis vor Augen, welches uns nach dem Zeugnisse des heiligen Bernard auffordert zur Bewunderung, weil der Gottmensch sich so tief erniedrigte; zur Liebe, weil er auch dies sein Blut zu unserer Erlösung vergossen hat; und zur Nachfolge durch demütige Unterwerfung unter die Anordnungen der Kirche. Dieses Geheimnis ist die schmerzliche Beschneidung desselben. Das Evangelium redet davon also:

„Nachdem die acht Tage vollbracht waren, daß das Kind beschnitten werden sollte, so wurde sein Name Jesus genannt, wie ihn schon der Engel genannt hatte, ehe er im Mutterleibe empfangen war.“ [Lk 2,21]

Gott der Herr selbst hat nämlich im alten Gesetze die Beschneidung angeordnet, und sie nicht nur dem Vater Abraham, sondern dessen ganzer Nachkommenschaft anbefohlen. Sie sollte ein Zeichen des Bundes sein, den Gott mit Abraham und seinen Nachkommen geschlossen hat, das Siegel oder die Bestätigung jener großen Verheißungen, die Gott demselben getan, ein Kennzeichen, wodurch das Volk Gottes von allen Ungläubigen unterschieden würde. Die Beschneidung bot auch allen, die sich ihr unterwarfen, die Nachlassung der Erbsünde durch den Glauben an den verheißenen Erlöser; sie war zugleich ein Vorbild der Taufe. Obschon Christus der Herr zur Beobachtung des erwähnten Gesetzes nicht verbunden war, so wollte er dennoch diesem schmerzlichen Gesetze sich freiwillig unterwerfen aus folgenden Ursachen, welche von dem heiligen Thomas von Aquin angeführt werden:

  • Um dadurch anzuzeigen, dass er ein wahres menschliches Fleisch angenommen, in welchem er mit der Zeit nicht nur dem Scheine nach, wie einige Irrlehrer vorgaben, sondern wahrhaft wie andere Menschen gelitten hat.
  • Um den Juden keine Gelegenheit zu geben, ihn nicht für den wahren Messias anzunehmen, unter dem Vorwand, er stamme nicht von Abraham her, von welchem der wahre Messias nach der Verheißung Gottes herstammen müsse; wie auch, damit sie ihm nicht vorwerfen könnten, er wäre ein Verächter dieses Gesetzes, welches Gott selbst gegeben hat.
  • Um uns vor Augen zu stellen seine unendliche Liebe gegen uns, und seine aus solcher beispiellosen Liebe herrührende Begierde, für unser Heil zu leiden. Uns zu Liebe ist er Mensch geworden in dem jungfräulichen Leibe Mariä. Uns zu Liebe ist er zur rauhen Winterszeit in einem verächtlichen Stall geboren worden. Uns zu Liebe empfängt er heute in der Beschneidung eine schmerzliche Wunde, und vergießt zum ersten Male sein heiliges Blut. Dieses gibt er uns gleichsam zum Unterpfand und zur Versicherung, dass er in seinem vollen Alter einst all sein heiliges Blut zu unserer Erlösung vergießen und es seinem himmlischen Vater am Stamme des heiligen Kreuzes aufopfern werde. Das Verlangen, für unser Heil zu leiden, ist in unser neugeborenen Heiland so groß, dass er, wie der heilige Bernard sagt, die Zeit jenes blutigen Opfers, welches er am Ende seines Lebens zu entrichten beschlossen hatte, gleichsam nicht erwarten kann; deswegen will er als Kind schon beginnen, dasselbe darzubringen.
  • Endlich hat sich unser liebster Heiland auch deswegen dem Gesetze der Beschneidung unterworfen, damit er uns mit seinem Beispiele verschiedene, uns höchst notwendige Tugenden lehre, besonders eine tiefe Demut, starkmütige Geduld und einen vollkommenen Gehorsam: vorzüglich die Demut, da er sich nicht nur bis zur Gestalt eines Knechtes, sondern sogar eines Sünders erniedrigt hat; die Geduld, da er die empfindlichsten Schmerzen in seinem unschuldigen, zartesten Fleisch bereitwillig ertragen hat; den Gehorsam aber, da er das von seinem himmlischen Vater den Menschen gegebene Gesetz der Beschneidung auf das genaueste erfüllte, obschon er nicht, wie die Israeliten, dazu verbunden gewesen ist.

Diese und andere Tugenden hat uns unser liebster Heiland in seiner Beschneidung mit seinem Beispiele lehren wollen. Mit seinem Beispiele ruft er uns auch jetzt schon zu, wie in seinen Lehrjahren: „Lernet von mir. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, dass, gleich wie ich getan, also auch ihr tun sollt.“ Lernet, wie ihr euch unter der Hand Gottes und der Menschen verdemütigen, alles Widerwärtige und Schmerzliche mit Geduld ertragen und das Gesetz Gottes, zu welchem ihr bei Verlust der Seligkeit verpflichtet seid, erfüllen sollet. Glückselig diejenigen, welche diesen Zuruf des göttlichen Lehrmeisters anhören und ihr Leben danach einrichten!

Bei der Beschneidung wurde dem neugeborenen Kind ein eigener Name gegeben, wie es bei den Juden Gebrauch war. Der himmlische Vater hatte solchen schon vorher bestimmt und durch einen Engel sowohl der göttlichen Mutter, als dem heiligen Josef andeuten lassen; denn Gabriel sprach zu Maria:

„Siehe, du wirst in deinem Leibe empfangen und einen Sohn gebären, und seinem Namen sollst du Jesus heißen.“

Zu dem heiligen Josef aber sprach der Engel:

„Sie, nämlich Maria, wird einen Sohn gebären, und du sollst ihn Jesus heißen.“

Die Ursache, warum er also sollte genannt werden, wurde von dem Engel hinzu gesetzt mit diesen Worten:

„Denn er wird sein Volk von dessen Sünden erlösen.“

Jesus heißt so viel als „Heiland, Seligmacher, Erlöser“; weil nun der eingeborene Sohn Gottes auf die Welt gekommen war, das menschliche Geschlecht zu erlösen und selig zumachen, darum ist ihm der Name Jesus gegeben worden. Christus allein trägt diesen Namen mit allem Rechte und in der Wahrheit, weil er vollständig getan, was dieser herrliche Name nur immer bedeuten kann.

Der heilige Apostel Paulus meldet ausdrücklich, dass der Name Jesus über alle anderen Namen erhaben sei, und dass sich in demselben beugen sollen alle Knie derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind. Die Kraft dieses heiligen Namens erklärte uns Christus selbst, da er uns versicherte, dass der himmlische Vater uns alles, was wir begehren, geben werde, wenn wir in seinem Namen darum bitten. Er zeigt auch die vielen und großen Wunder an, welche durch die Kraft dieses Namens geschehen würden, indem er sagt. „In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, neue Sprachen reden, Schlangen vertreiben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden. Sie werden den Kranken ihre Hände auflegen, und sie werden gesund werden.“ Den Beweis hiervon findet man in der Apostelgeschichte und in dem Leben vieler Heiligen. Von verschiedenen Heiligen ist bekannt, dass sie eine ganz besondere Andacht zu diesem heiligsten Namen hatten, und denselben gar oft in dem Munde geführt haben, weil er so überaus trostreich und heilsam den Gläubigen, zugleich schreckbar und fürchterlich den höllischen Geistern ist. Der heilige Paulus hat denselben mehr als zweihundertmal in seinen Sendschreiben wiederholt.

Die heiligen Apostel haben sich, nach dem Zeugnisse der heiligen Schrift, erfreut, dass sie um dieses heiligen Namens willen etwas leiden konnten. Der heilige Stephanus hat gerufen, da er gesteinigt wurde:

„Herr Jesus, nimm meinen Geist auf.“

Und vielleicht kommt daher die löbliche Gewohnheit, dass alle wahrhaft frommen Katholiken diesen heiligsten Namen in ihrer Sterbestunde öfters mit Andacht aussprechen und anrufen. Wer aber dieses einst mit Nutzen tun will, der hüte sich jetzt vor dem so schädlichen Mißbrauchen desselben; bezeuge solche tiefe Ehrfurcht, und rufe ihn öfters mit großen Vertrauen an.

Beherzigung

Mein lieber Christ! Du fängst heute ein neues Jahr an. Den Anfang hast du erlebt, wirst du aber auch dessen Ende erleben? Das weißt du nicht. Bei vielen wird dieses Jahr das letzte ihres Leben sein: Wird es auch bei dir das Letzte sein? Es kann sein, wie bei vielen anderen, dass es für dich das letzte ist, und wie dann? Viele, die dieses Jahr heute frisch und gesund angefangen haben, werden vor dem Ende desselben in der Ewigkeit sein. Einige werden vor dem Ende des Jahres in dem Himmel, viele in der Hölle sein. Wo wirst DU sein? Etwa noch auf Erden, oder schon in der Ewigkeit. Das ist Gott allein bekannt.

Jeremias musste auf Befehl Gottes einem falschen Propheten den Tod ankündigen mit diesen Worten: "...noch in diesem Jahre wirst du sterben;....“ [Jer. 28,16]

Wie wäre es, wenn Gott der Herr mit den nämlichen Worten dir den Tod heute ankündigen ließe; wie würdest Du Dein Leben einrichten? Würdest du nicht über die begangenen Sünden wahre Buße wirken und dich sorgfältigst hüten auch vor der mindesten Sünde oder Beleidigung Gottes, vor welchem du sobald erscheinen müßtest, um das Urteil für ein ganze Ewigkeit zu empfangen? Eben das tue jetzt, da du zwar nicht gewiß weißt, dass du in diesem Jahre sterben werdest, jedoch versichert bist, dass du sterben könnest. Stirbst Du in diesem Jahre nicht, so wird es dich gewiß nicht gereuen, dass Du Gott eifrig gedient, Buße getan und vor der Sünde dich gehütet hast. Stirbst Du aber, so wirst du den größten Trost davon haben und eine wohlbegründete Hoffnung, selig zu werden.

Die Heilige Kirche hat für den 2. Sonntag nach Heiligendreikönig ein eigenes Fest zu Ehren des heiligsten Namens Jesus eingesetzt.

Bete oft: Mein Jesus Barmherzigkeit! (Jedesmal 100 Tage Ablass)

(Quelle: nach Goldene Legende: Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, Wilhelm Auer, Matthäus Vogel,1904 nach FJM überarbeiteter Fassung)